Am Weihnachtstag 2021 blickt die Firma Freyer gespannt nach Kourou in Südamerika. Der Grund: Dort startet um 13.20 Uhr MEZ das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) zu seiner Reise in den Orbit. Ziel ist ein Punkt, der ungefähr 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist. Der Nachfolger des bekannten Hubble-Teleskops soll von dort aus einerseits Aufschlüsse über die Entstehung des Universums liefern, andererseits Planetensysteme und ihre Eignung für Leben untersuchen.
Das neue Teleskop besteht neben Struktur- und Versorgungseinheiten im Wesentlichen aus einem optischen Spiegel mit 6,5 Metern Durchmesser sowie vier wissenschaftlichen Instrumenten. Und hier kommt der mittelständische Betrieb Freyer aus Tuningen ins Spiel. Für einen Spektrographen, der im Auftrag der NASA von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) konzipiert wurde, stellte die Firma Freyer maßgeblich Teile her. Die zahlreichen Komponenten dieses Instruments sind auf einer hochpräzisen Keramikplatte mit den Abmessungen von ungefähr 2 x 1,5 Meter befestigt. Diese Platte ist mit Hilfe tragender Frästeile von Freyer aus Titan und anderen, zum Teil schwierig zu bearbeitenden Legierungen, an der Struktur des Teleskops verschraubt. Da die kritische Phase eines Satelliten oder einer Rakete immer der Start ist, da durch die massive Beschleunigung zu diesem Zeitpunkt die höchsten Lasten auf die Struktur wirken, kommt der Befestigung eine erhebliche Bedeutung zu. Einerseits sollen diese tragenden Elemente sehr steif und präzise, andererseits aber auch leicht sein, da jedes Gramm, das ins All transportiert werden muss, viel Geld kostet. „Die Fertigung dieser Teile stellte eine erhebliche Herausforderung dar. Innerhalb kürzester Zeit mussten wir diese hochkomplexen Frästeile herstellen. Dies war mit einem enormen Aufwand und vielen Fertigungsschritten verbunden.“, so Martin Birkhold und Peter Glökler, die Geschäftsführer der dritten Generation des Familienbetriebs.
Doch nicht nur für die Anbindung der Keramikplatte an die Struktur, sondern auch für das wissenschaftliche Instrument selbst wurden diverse hochpräzise bewegliche Teile, Befestigungen, Stützen und Aufhängungen bei Freyer gefertigt. Darüber hinaus wurden komplexe Vorrichtungen hergestellt, die für die Montage des Spektrographen benötigt wurden. „Die Fertigung von Teilen für die Raumfahrt ist hochinteressant, spannend und freut uns, stellt uns aber auch jeden Tag vor neue Herausforderungen. Trotzdem möchten wir diese nicht missen. Gerade die immer neuen, schwierigen Aufgaben reizen uns und fordern unser Können und unsere Leistung heraus. Glücklicherweise konnten wir diesbezüglich schon viel Erfahrung sammeln. Außerdem haben wir exzellente Facharbeiter, mit denen wir solche Projekte stemmen können“, so die Geschäftsleitung von Freyer.
In der Tat blickt die Firma auf über 50 Jahre Erfahrung in der Raumfahrtbranche zurück. Der Firmengründer, Martin Freyer, hatte Kontakte zu Firmen aus der Luftfahrt. Als diese Ende der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts begannen, Satelliten zu bauen, konnte er sein Wissen und seine Expertise mit einbringen. Durch die seither gesammelte Erfahrung, verbunden mit höchster Qualität und Präzision, durfte die Firma schon bei etlichen Raumfahrtmissionen mitarbeiten.
Interessant ist auch noch die zeitliche Schiene dieses nun abgeschlossenen Projekts. Schon 1996 wurde von den großen Raumfahrtagenturen der Bau eines neuen Teleskops beschlossen. Der Start von JWST hätte eigentlich schon 2011 erfolgen sollen, doch durch immer erneute Verzögerungen startet das Teleskop nun zehn Jahre später. Die Fertigung der entsprechenden Teile bei Freyer erfolgte zwischen 2005 und 2013. „Wir hoffen, dass der Start gelingt und dass die Erkenntnisse, die man sich von den durch das Teleskop erhobenen Daten verspricht, die Wissenschaft befördert“, so Glökler und Birkhold.
Freyer GmbH & Co. KG
Ansprechpartner: Peter Glökler, Geschäftsführer
E-Mail: p.gloekler@freyer-feinmechanik.de
Telefon: +49 (7464) 98502-0